Jan Delay möchte alle sein: Prince, Stevie Wonder, George Clinton, Michael Jackson, James Brown, Udo Lindenberg, usw… Dank der Disko No.1 Band hat er auch das passende musikalische Grundgerüst dafür und das – muss man anerkennend zugestehen – ist gar nicht so weit von den Vorbildern entfernt. Überraschenderweise Verdientermaßen darf die Disko No.1 Band dann auch bei „B-Boys & Disko Girls“ ihren Mucke spielen ohne dass Jan Delay gesanglich dazwischenfunkt. Für manche vielleicht das Highlight des Albums, denn Jan Delays Gesang polarisiert nunmal sehr stark. Das liegt nicht nur an seiner nasalen Stimme, sondern auch an seinem Hamburger Hiphop-Slang und sogar an Inhalten. Letztere variieren zwischen Sozialkritik, Eigenlob und Liebesthemen und bieten dadurch schon reichlich Angriffsfläche für all die Hater, die nicht auf die derben Hamburg-Styles flashen. Glücklicherweise ist sich Jan der eigenen Widersprüchlichkeit bewusst und nimmt die Kritik schon in einem an „Füchse“ gemahnenden Skit vorweg. Entkräften kann er sie auf dem Album jedoch trotzdem nicht wirklich. Manchmal klingt etwas, was er singt, albern oder ungewollt komisch und vor allem „Large“ stößt mich ein wenig ab. Das alles macht aber finde ich gar nichts, denn neben den wirklich guten Songs (vor allem die ruhigeren) und Texten (teilweise) ist das überhaupt eine seiner größten Qualitäten ein Charakterkopf zu sein und anzuecken. Als Popstar steht er damit ziemlich alleine da. – Ja, der Typ, der nicht wollte, dass ihr seine Lieder singt, ist jetzt sowas wie ein Popstar, zumindest im deutschen Musikbusiness. Vielleicht der beste den wir haben. Keiner der oben genannten, aber ganz eindeutig Jan Delay.
Anspieltipps: Ein Leben Lang, Hoffnung, Kommando Bauchladen, Little Miss Anstrengend